Veranstaltung: | 2. Landesmitgliederversammlung 2023 GRÜNE JUGEND Thüringen |
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Tagesordnungspunkt: | 0.TOP 7.2.1. FLINTA*-Votum |
Antragsteller*in: | Karoline Jobst (KV Saale-Orla) |
Status: | Geprüft |
Eingereicht: | 13.11.2023, 16:30 |
A4: Karoline Jobst
Selbstvorstellung
The Kids are not alright.
Unsere Generation steckt in der Krise – nicht nur in einer. Immer mehr junge Menschen kämpfen mit ihrer mentalen Gesundheit, Zukunftsängsten oder dem Gefühl der Machtlosigkeit in Angesicht von Klimakrise, Kriegen und weltweiten Ungerechtigkeiten. Azubi-Lohn und Bafög, die nicht zum Leben reichen, Leistungsdruck, lange Wartezeiten für Therapien, ein veraltetes Schulsystem oder steigende Mieten sind nur einige Punkte auf der langen Liste der Herausforderungen, mit denen junge Menschen ununterbrochen konfrontiert sind. Diese Herausforderungen stehen dabei nicht für sich allein, sondern sind Folgen von Strukturen und politischen Entscheidungen.
Auch wenn der Thüringer Landtag allein die Krisen dieser Welt nicht auflösen kann: Dort werden Entscheidungen getroffen, die für uns alle relevant sind. Wieviel Geld in Unterstützungsangebote für junge Menschen und in Vereinsarbeit fließt, Wie viele Sozialarbeiter*innen es an den Schulen gibt, Was in den Lehrplänen steht, ob mentale Gesundheit und Drogenprävention realitätsnah in der Schule thematisiert werden. Ob junge Menschen kostengünstig Bus und Bahn fahren können, welche Möglichkeiten es für politische Mitbestimmung gibt, wie gut geflüchtete Kinder und Jugendliche integriert und unterstützt werden. Kurzum: Ziemlich viele Entscheidungen, die im Landtag getroffen – oder nicht getroffen – werden, haben Einfluss auf unseren Alltag in Thüringen. Deshalb möchte ich mich mit meiner Kandidatur für stabile Jugendpolitik stark machen, die Belange junger Menschen ernst nimmt und alles dafür gibt, sie auf ihren Lebenswegen zu unterstützen.
Hallo Bildungsgerechtigkeit – Tschüss Kreidezeit!
Bildungsdiskussionen in Thüringen drehen sich in den letzten Jahren vor allem um Lehrplanänderungen, "Leistungsrückstände", den Lehrer*innenmangel oder Digitalisierung. Und natürlich sind diese Themen wichtig und brauchen Lösungen – Aber: Es wird versucht, an kleinen Rädchen zu drehen, während das ganze Schulsystem eigentlich eine Generalüberholung braucht.
Ihr kennt es vermutlich alles selbst: Leistungsdruck, 10-Stunden-Tage, ausgelaugte Schüler*innen und Lehrer*innen, veraltete Unterrichtsinhalte und ein Bewertungssystem, das vor allem Auswendiglernen-und-dann-wieder-Vergessen belohnt. Und ja: Bildungschancen sind IMMERNOCH vor allem eine Frage des Geldes und der sozialen Herkunft.
Gehen wir zur Schule, um alle dieselben Dinge auswendig zu lernen, konkurrenzfähig zu werden und am Ende „bereit“ für einen – ziemlich ausbeuterischen – Arbeitsmarkt zu sein? Wie gestalten wir das Bildungssystem so um, dass es jedes Kind mit seinen individuellen Talenten und Interessen fördert und motiviert? Wie können Schulen zu Orten werden, an denen sich Schüler*innen und Lehrer*innen sicher, wohl und gehört fühlen? Und mal ehrlich: Wie sinnvoll sind eigentlich Noten, feste Stundenpläne, Hausaufgaben und die Aufteilung in Gymnasium und Realschule? Diese Fragen treiben derzeit nicht nur mich um: Am 23.09. ging in ganz Deutschland und auch in Erfurt erstmals ein breites Bündnis aus Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern und Jugendverbänden für eine echte Bildungswende auf die Straße. Es wird dringend Zeit, dass sich in der Bildungspolitik etwas ändert und ich möchte als Spitzenkandidatin der Grünen Jugend Thüringen meinen Teil dazu beitragen.
Antifa bleibt Landarbeit.
Antifa bleibt Landarbeit – und das ist für mich nicht nur Spruch für Sticker und Pullover, sondern meine Hauptmotivation für politisches Engagement. Antifaschismus bedeutet dabei für mich, immer wieder zu widersprechen und zu demonstrieren, wenn rechtsextreme Stimmen erstarken und Raum einnehmen. Dass das notwendig ist, weil auf staatliche Institutionen im Kampf gegen Rechtsextremismus kein Verlass und die AFD mittlerweile vielerorts stärkste Kraft geworden ist, ist uns vermutlich allen bewusst.
Ich bin ein Dorfkind und es bricht mir jedes Mal ein bisschen das Herz zu sehen, dass dort wo früher Disko war, heute der Putz bröckelt. Zu hören, dass immer mehr ältere Mitmenschen Angst um ihre gesundheitliche Versorgung oder vor Einsamkeit haben. Oder wenn Jugendliche, die auf dem Land aufwachsen, gezwungen sind, nach der Schule wegzugehen, weil es vor Ort keine Perspektiven gibt. „Antifa bleibt Landarbeit“ bedeutet für mich deshalb auch, sich stark zu machen für eine solidarische Politik, die Menschen statt Profite in den Mittelpunkt stellt. Der Verlust von sozialen Einrichtungen und Begegnungsorten, der Abbau von medizinischer Infrastruktur, der Verlust von tausenden Arbeitsplätzen nach 1990 oder das Verfallen von wertvollen Gebäuden gerade in ländlichen Regionen und Kleinstädten ist nicht einfach „doof gelaufen“. Das alles sind Folgen einer Politik, die „dem freien Markt“ immer mehr Spielraum lässt, das konfuse Ziel „Wirtschaftswachstum“ über Gesundheit, Gemeinschaft und den Schutz unserer Lebensgrundlagen stellt und Grundbedürfnisse wie Wohnen, Gesundheit oder Bildung zur Ware macht. Warum müssen Kommunalverwaltungen wie kleine Unternehmen funktionieren? Wie demokratisch ist es, wenn hunderte für den Erhalt eines Krankenhauses demonstrieren, die Entscheidung dagegen aber eigentlich schon gefallen ist, weil „es sich nicht mehr rechnet“? Dass „Dafür ist kein Geld da.“ zum Totschlagargument gegen kommunalen Klimaschutz, die Sanierung und den Erhalt von Schulen, Krankenhäusern, Jugendzentren, Kulturangeboten und eigentlich gegen jede gute Idee vor Ort geworden ist, kann kein Zustand sein. Und: Das zu ändern erfordert mehr als neue Fördertöpfe. Es erfordert strukturelle Änderungen und ein grundsätzliches Umdenken in der Prioritätensetzung bei politischen Entscheidungen und in der Gesellschaft. In Thüringen allein werden wir den Kapitalismus nicht überwinden – aber bis wir das geschafft haben, zählt jede personelle und finanzielle Unterstützung und Entlastungsmaßnahme für Kommunen, jede öffentliche Investition in Bildung, Gesundheit oder Kultur und jeder sinnvoll gestaltete Bürokratieabbau.
That’s me.
Falls du bis hierhin gelesen hast: Hier ist noch ein kurzer Einblick in mein Leben.
Ich bin Karo, 21 Jahre alt und fünf Jahre davon Teil der Grünen Jugend Thüringen. Ich bin aufgewachsen in Krölpa (Das ist im Saale-Orla-Kreis - wer es nicht kennt, sollte es dringend kennenlernen!) und ging in Pößneck und Jena zur Schule. Aktuell studiere ich Stadt- und Raumplanung im Bachelor in Weimar. Deshalb sitze ich viel in Zügen zwischen Weimar und dem Saale-Orla-Kreis.
Ich war zwei Jahre lang Sprecherin der Grünen Jugend Thüringen. Im Saale-Orla-Kreis bin ich seit 2019 Teil einer sehr kleinen Fridays-for-Future Gruppe und seit 2020 Kreissprecherin der Grünen. Ich durfte bei der Verlegung von Stolpersteinen mitwirken, hab Anti-Querdenken-Demos organisiert, mit 16 habe ich (bisschen naiv, aber es hat sich gelohnt) versucht, bei mir zuhause Windkraftgegner und -befürworter an einen Tisch zu bringen und – Ja! – ich habe sogar schon öfter Bäume gepflanzt. Ich will nächstes Jahr endlich beim Rennsteig-Lauf mitmachen und gehe gerne auf Dorffeste, zum Fasching und zur Kirmes.
Hier findet ihr mich auf Instagram: @karojobst
Für Fragen erreicht ihr mich am besten auf Telegram (@karo_j). Am wichtigsten ist mir aber ein persönlicher Austausch auf der Landesmitgliederversammlung.
Bis Freitag!
Karo